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Der Brauch um den Maibaum


Im Mai regen sich schier alle Geister der Lebensfreude. Das Aufstellen des Maibaumes ist dafür ein besonders eindrucksvoller Beweis. In vielen bayerischen Dörfern markiert neben der Kirche vor allem der Maibaum den Ortsmittelpunkt.

Fruchtbarkeitssymbol, Schutz vor Blitz und Feuer, heidnischer oder christlicher Brauch – über die wahre Symbolik des Maibaums wird in volkswissenschaftlichen Zirkeln lebhaft diskutiert.

Die Organisatoren des Maibaumbrauches, häufig sind es die ortsansässigen Trachtenvereine, haben da weiß Gott andere Sorgen, denn ist ein geeigneter Baum endlich vom Wald eingeholt und hergerichtet, ist er erst einmal vor „Dieben“ zu schützen. Wachen müssen das Objekt der Begierde rund um die Uhr beaufsichtigen, denn einen gestohlenen Maibaum wieder auszulösen, kann teuer zu stehen kommen. Meist aber geht das Maibaumverstecken schief, denn die Aussicht auf einige Hektoliter Bier und einer ergiebigen Brotzeit lässt die Burschen in der Nachbarschaft nicht eher zur Ruhe kommen, bis endlich das Versteck ausfindig gemacht und der Baum von einem kraftvollen Aufgebot im Handstreich erobert ist. Folgt man alten Berichten, kann es dabei schon zu blutigen Köpfen kommen. Schließlich hatte man neben der eigenen, auch die Ehre des Dorfes zu verteidigen.

Auch die gerissensten Diebe verfahren nach einem althergebrachten Kodex. Der Baum wird festlich geschmückt und meist mit einem Pferdegespann pünktlich zum Aufstellen angeliefert. Dazu ist man auch in festlicher Tracht gekleidet, „weils hoit so da Brauch is“. Und an diesem Punkt angelangt, ließ man sich nie etwas nachsagen.

Unter den Klängen der Blaskapelle wird in einträchtiger Vereinigung das „Brauchtumsstangerl“ in den weißblauen Himmel empor „geschwaibelt“. Steht dann endlich der Baum, versuchen sich in manchen Gegenden die wagemutigsten Burschen mit gepichten Händen und Fußsohlen im Maibaumkraxeln. Letztlich werden dann stufenweise die geschnitzten und bemalten Maibaumfiguren, Vereinstafeln und Zunftzeichen befestigt und die Spitze mit einem Fichtenkranz geschmückt – zur Zier des Dorfes und seiner Gemeinschaft.

Veröffentlicht in Kultur & Brauchtum am 10. April 2024